Sprunggelenksfraktur (Sprunggelenksbruch) Berlin | Jordi CerveraUnter einer Sprunggelenksfraktur oder einem Schienbeinbruch versteht man den teilweisen oder vollständigen Bruch des Wadenbeins im Bereich des Sprunggelenks. Bei solch einer Verletzung des Sprunggelenks (umgangssprachlich Knöchelbruch) kommt es meist auch zu Weichteilschäden, wodurch ein gebrochener Fuß sehr schmerzhaft sein kann.

In diesem Beitrag möchten wir Sie über die wichtigsten Fragestellungen rund um das Thema Sprunggelenksfraktur informieren:

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Der Sprunggelenksbruch gehört zu den am häufigsten auftretenden Frakturen

Ein Sprunggelenksbruch zählt zu den am häufigsten auftretenden Frakturen des Fußes. Diese Art von Bruch entsteht zu etwa 85% durch eine Verrenkung, die häufig durch einen Fehltritt oder einen Sturz verursacht wird. Im Vergleich dazu entstehen nur ca. 10% aller Brüche im Rahmen eines Verkehrsunfalls und ca. 4% der Frakturen durch direkte Gewalteinwirkung. Meistens ist ein einfaches Umknicken des Fußes nach Innen oder Außen die Ursache.

Von einem Sprunggelenksbruch können sowohl Leistungssportler als auch Senioren betroffen sein

Von einem Sprunggelenksbruch kann fast jeder einmal betroffen sein – unabhängig vom Alter. Bei sportlich Aktiven oder Leistungssportlern birgt die erhöhte Beanspruchung per se auch ein erhöhtes Risiko für eine Sprunggelenksfraktur. Das Umknicken (Umknick- oder Supinationstrauma) beim Laufen, Joggen oder anderen sportlichen Aktivitäten zählt zu den häufigsten Unfällen im Alltag.

Mögliche Ursachen für einen Sprunggelenksbruch können sein:

  • Umknicken, Fehltritt
    Ursachen sind hierbei meist unebene Böden, die beim Laufen oder Springen zum Stolpern oder Ausrutschen führen. Ein rutschiger Untergrund wie zum Beispiel Glatteis oder Herbstlaub können Auslöser sein. Aber auch Koordinationsstörungen können im ungünstigsten Fall zu einem Umknicktrauma führen.
  • Sturz
    Ein Sprunggelenksbruch kann ebenfalls die Folge eines Sturzes – auch aus geringer Höhe – sein.
  • Verkehrsunfall
    Bei Autounfällen kommt es aufgrund der Position des Fußes und Beines im Innenraum häufig zu einer Pilon-tibiale-Fraktur (Bruch des Schienbeinknochens), einer Sonderform der Sprunggelenksfraktur.
  • Direkte Gewalteinwirkung
    Auch eine direkte Gewalteinwirkung durch Schlag oder Anprall (Anpralltrauma) – z.B. bei Arbeitsunfällen – kann einen Knöchelbruch verursachen. Diese Form macht aber nur 3,9 % aller Knöchelbrüche aus.

Welche Arten von Sprunggelenksfrakturen gibt es?

Sprunggelenksbrüche werden je nach Ort ihres Auftretens in drei Klassen eingeteilt: Weber-A-Fraktur, Weber-B-Fraktur und Weber-C-Fraktur. Ist sowohl der Innen- als auch der Außenknöchel gebrochen, spricht man zusätzlich von einer bimalleolären Fraktur. Weitere Sonderformen sind die trimalleoläre Fraktur, die Pilon-tibiale-Fraktur und die Maisonneuve-Fraktur.

ABC Frakturen nach der Weber-Klassifikation

Sprunggelenksfrakturen können in verschiedene medizinische Klassifikationen eingeteilt werden. Eine solche Klassifikation gibt Auskunft darüber, wie schwer die Verletzung ist und welche chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten sich daraus ergeben.

Häufig werden Brüche anatomisch nach der Weber-Klassifikation eingeteilt und zwar abhängig von der Höhe des Wadenbeinbruchs im Verhältnis zur Syndesmose (Bandstruktur zwischen Waden- und Schienbein). Die Weber-Klassifikation ist eine der gängigsten Klassifikationen, wobei A den geringsten und C den höchsten Verletzungsgrad darstellt. Die am häufigsten vorkommende Fraktur ist die Weber-B-Fraktur.

  • Die Weber-A-Fraktur beschreibt einen Bruch am unteren Ende des Wadenbeins ohne weitere Verletzung des Syndesmosebandes. Die Sprunggelenksgabel bleibt stabil.
  • Als Weber-B-Fraktur bezeichnet man einen Bruch des Wadenbeins in der anatomischen Höhe des Syndesmosebandes. Dieses Band hält das Waden- und Schienbein zusammen. Es kann bei dieser Verletzung mitbetroffen sein und führt dann zu einer Instabilität zwischen den beiden Knochen, die versorgungsbedürftig ist.
  • Bei der Weber-C-Fraktur bricht das Wadenbein oberhalb des Sprunggelenks. Es ist immer von einem Riß der Syndesmosebänder und damit von einer instabilen Knöchelgabel auszugehen.

Klassifikation nach Weber 

 Typ Frakturlokalisation Syndesmosenverletzung
 A  Fraktur unterhalb der Syndesmose*  Syndesmose immer intakt
 B  Fraktur auf Höhe der Syndesmose  Syndesmose häufig mit verletzt
 C  Fraktur oberhalb der Syndesmose  Syndesmose immer mit verletzt

*Verletzung der Bandstruktur zwischen Waden- und Schienbein

Dr. Gottlieb:

„Grundsätzlich gibt es verschiedene Formen von Sprunggelenksbrüchen bzw. Sprunggelenksverletzungen. Man kann die Schwere der Fraktur mit sogenannten Klassifikationen beziffern. Die Weber Klassifikation ist eine davon. Seltener ist die Lauge-Hansen Klassifikation, die sich an der Position des Fußes und der Bewegungsrichtung zum Unfallzeitpunkt orientiert.“

Was ist eine bimalleoläre Sprunggelenksfraktur?

Eine bimalleoläre Fraktur liegt vor, wenn sowohl der Innen- als auch der Außenknöchel (beide Malleolen) gebrochen sind. Es kann sich dabei um eine Weber-B oder -C-Fraktur handeln. 

Besondere Formen eines Sprunggelenksbruchs

Ist der Verrenkungsbruch noch stärker, kann es sogar zu einer trimalleolären Sprunggelenksfraktur kommen, bei der zusätzlich ein Stück der Schienbeinhinterkante abgebrochen ist.

Zu den weiteren eher seltenen Formen eines Sprunggelenksbruchs zählt außerdem die Pilon-tibiale- Fraktur. Hierbei handelt es sich um einen Bruch des Schienbeinknochens, der häufig bei Autounfällen entsteht.

Eine weitere Sonderform ist die Sprunggelenksluxationsfraktur. Bei dieser Form der Verletzung ist die gesamte Struktur des Gelenks instabil. Es verrutscht die Führung des Sprungbeins durch die Sprungbeingabel. Das Sprunggelenk ist aus seiner ursprünglichen Position ausgerenkt (luxiert).

Ebenfalls zu einer besonderen Form der Sprunggelenksfraktur zählt die Maisonneuve-Fraktur. Bei diesem seltenen Verrenkungsbruch ist die gesamte Syndesmose (Bandstruktur) vom Sprunggelenk bis nach oben zum Knie gerissen. Das Wadenbein ist bei dieser Fraktur sehr weit oben, oft nahe dem Kniegelenk gebrochen. Zusätzlich wird ein vollständiger Riss aller Innenbänder oder des Innenknöchels diagnostiziert. Auch hier ist die Sprunggelenksgabel instabil und sollte operativ stabilisiert werden.

Dr. Gottlieb:

„Bei einem Umknicktrauma reißt zuerst die vordere Syndesmose (Bandstruktur zwischen Waden- und Schienbein). Danach bricht der Außenknöchel. Anschließend reißt die hintere Syndesmose eventuell sogar mit einem Knochen am Stück ab. Wird dann noch mehr Energie auf den Drehbruch gegeben, bricht auch noch der Innenknöchel. Dann spricht man von einer trimalleolären Sprunggelenksfraktur, also der höchsten Form eines Umknicktraumas in Form einer Weber-C-Fraktur.“

Lokale Schmerzen sind kein sicheres Anzeichen für eine Fraktur des Sprunggelenks

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen sicheren und unsicheren Symptomen für eine Sprunggelenksfraktur. Dabei sind lokale Schmerzen oder Schwellungen noch kein sicheres Zeichen für eine Fraktur.

Sichere Bruchzeichen sind:

  • Offensichtliche Fehlstellung des Fußes (von außen sichtbar)
  • Knochenteile ragen durch die Haut nach außen (offener Bruch)
  • Pathologische Beweglichkeit: Eine Beweglichkeit an Stellen, an denen sonst keine ist. Es besteht ein Bewegungsausmaß, das über das Normale hinausgeht.

Unsichere Bruchzeichen sind:

  • Lokale Schmerzen
  • Schwellung der betroffenen Stelle
  • Bluterguss (Hämatom) rund um den Innen- und Außenknöchel
  • Eingeschränkte Beweglichkeit
  • Verminderte Einsatzfähigkeit des Fußes

Diese möglichen Begleitverletzungen können auftreten

Als Begleiterscheinungen einer Sprunggelenksfraktur werden häufig Weichteile und Bänder des Fußes (Syndesmose) oder Gelenkknorpel verletzt. Neben den Weichteilschäden ist das Kompartmentsyndrom eine häufige begleitende Verletzung.

Kompartmentsyndrom

Gewebe, das von einer straffen Bindegewebsschicht (Faszie) umschlossen ist, heißt Kompartiment. Klassische Kompartimente sind zum Beispiel in verschiedenen Muskelgruppen an Armen und Beinen zu finden. Unter bestimmten Umständen (z.B. Überrolltrauma) erhöht sich der Druck in einem solchen Kompartiment. Bleibt diese Druckerhöhung unerkannt und unbehandelt, kann das betroffene Gewebe absterben. Der Fachausdruck dafür ist Kompartmentsyndrom. Am häufigsten tritt ein Kompartmentsyndrom als Komplikation nach Knochenbrüchen auf. 

Welche Risiken gibt es bei schweren Sprunggelenksfrakturen?

Ein unmittelbares Risiko bei einem Unfall ist zum Beispiel das Kompartmentsyndrom. Starke Verletzungen wie die Pilon-tibiale-Fraktur sind meistens mit einer solchen Begleitverletzung verbunden. Außerdem kann es durch Bandverletzungen zu Instabilitäten kommen, die zu einem Knorpelverschleiß führen. Infolgedessen zählen Knorpelschäden zu den weiteren Folgeerscheinungen. Als mögliche Langzeitfolge einer Sprunggelenksfraktur kann eine Arthrose auftreten.

Diese Untersuchungsmethoden nutzt ein Fußchirurg zur Feststellung einer Sprunggelenksfraktur

Bei Beschwerden am Fußknöchel wird Dr. Gottlieb zuerst eine klinische und manuelle Untersuchung durchführen. Besteht der Verdacht auf einen Bruch, werden Röntgenaufnahmen des Sprunggelenks aus unterschiedlichen Richtungen gemacht. Häufig wird auch der gesamte Unterschenkel geröntgt, denn nicht selten liegen mehrere Frakturen oder Verletzungen vor. Die Untersuchungsmethoden richten sich nach der Schwere der Verletzung. Eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) können notwendig sein. Gegebenenfalls werden mit einer Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) auch die Blutgefäße untersucht, denn bei schweren Verletzungen können Gefäße oder Nerven betroffen sein.

Die Behandlungsvariante hängt von der Art der Fraktur ab

Sprunggelenksfrakturen Behandlung Berlin | Jordi CerveraWelche Behandlung erforderlich ist, hängt grundsätzlich von der Art der Fraktur, dem Verletzungsausmaß und der Stabilität des Gelenks ab. Dies kann von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sein.

Wann ist eine konservative Therapie sinnvoll?

Nicht alle Sprunggelenksfrakturen müssen operiert werden. Bei einer geschlossenen Weber-A- oder Weber-B-Fraktur mit unverschobenem Bruch und ohne Syndesmosenverletzung kann auch eine konservative (nicht-operative) Behandlung ausreichen. Die konservative Therapie beinhaltet eine Ruhigstellung im Unterschenkelgips oder in einer Orthese (Schiene zur Entlastung und Stabilisierung) für ca. 6 Wochen. Anschließend kann im Rahmen einer Physiotherapie die Belastung nach einer Sprunggelenksfraktur nach und nach erhöht werden. Mit Hilfe gezielter Krankengymnastik kann in der Regel nach ca. 4 bis 6 Wochen zur Vollbelastung übergegangen werden.

In diesen Fällen rät der Fußchirurg zu einer operativen Behandlung

Bei instabilen und verschobenen Brüchen oder dem Wunsch, den Fuß möglichst schnell wieder belasten zu können, empfiehlt der Fußchirurg Dr. Tonio Gottlieb eine operative Behandlung. Bei einer Operation wird das Sprunggelenk in die richtige Position gebracht (reponiert) und der Bruch mit Schrauben und Platten fixiert.

Ziel der OP ist es, das Gelenk möglichst solange in einer Normalstellung zu fixieren, bis das Operationsgebiet völlig verheilt ist. Durch entsprechende Implantate (Schrauben und Platten) werden die Knochen außerdem geschützt und der Patient kann den Fuß in der Regel schneller belasten. In einigen Fällen muss mit einem externen Fixateur (eine äußere Haltevorrichtung zur Ruhigstellung von Knochenbrüchen) gearbeitet werden. Dieser wird häufig bei Pilon-tibialen-Frakturen angewendet, da in der ersten Phase der Behandlung solange abgewartet werden muss, bis ein eventuelles Kompartmentsyndrom abklingt.

Dr. Gottlieb:

„Durch eine OP kann ich versprechen, dass der Bruch schneller heilt und der Fuß schneller wieder belastbar ist.Eine Operation hat außerdem den Vorteil, dass die Risiken einer Arthrose gesenkt werden. Indem man den Bruch durch Schrauben und Platten fixiert, stabilisiert man das Gelenk und verringert dadurch die Gefahr einer späteren Arthrosebildung.“

Wie lange ist die übliche Heildauer einer Sprunggelenksfraktur?

In der Regel beträgt die Heilungsdauer einer Sprunggelenksfraktur vier bis sechs Wochen, in Ausnahmefällen acht Wochen.