Vergleich zwischen den Operationsverfahren Basiskeil-Osteotomie und Lapidus-Arthrodese

Ein Beitrag von Dr. med. Tonio Gottlieb, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, zertifizierter Fußchirurg (GFFC)

Der Hallux valgus, im Volksmund auch Ballenzeh genannt, zählt zu den häufigsten Fehlstellungen des Vorfußes – und kann im fortgeschrittenen Stadium zu erheblichen Beschwerden führen. Viele meiner Patient:innen, die einen sehr stark ausgeprägten Hallux valgus haben, fragen mich, wie man am besten operiert, so dass das Ergebnis nachhaltig ist und kein neuer Ballenzeh entsteht.

Diese Operationsverfahren eignen sich bei stark ausgeprägtem Hallux valgus

Zwei etablierte Verfahren stehen dabei im Mittelpunkt: die Basiskeil-Osteotomie und die Lapidus-Arthrodese. In diesem Beitrag zeige ich Ihnen die Unterschiede, die Vor- und Nachteile beider Methoden – und wann welches Verfahren sinnvoll eingesetzt wird.

Woran erkennt man einen stark ausgeprägten Hallux valgus?

Ein Hallux valgus ist die Bezeichnung einer nach außen stehenden Großzehe. Diese Tatsache alleine muss nicht behandlungsbedürftig sein, ist jedoch häufig Anlass für Beschwerden. Der Hallux valgus ist  ein Atavismus, der sich im Laufe des Lebens   vergrößert, weil der menschliche Fuß immer in der Fußwurzel an der Verankerung der Großzehe mehr Beweglichkeit besitzt, als er benötigt. Wenn der Hallux valgus symptomatisch wird, ist dies nicht zwingend abhängig vom Ausmaß der Fehlstellung. Jedoch haben ein bereits seit Geburt bestehender sowie eine stark ausgeprägter Hallux valgus eine größere Wahrscheinlichkeit Probleme zu bereiten. Das Ausmaß der Fehlstellung wird an folgenden Parametern festgemacht:

  • ein deutlich vergrößerter Intermetatarsalwinkel (Abstand zwischen dem 1. und 2. Mittelfußknochen auf dem Röntgenbild),
  • eine Fehlstellung der Großzehe,
  • eine Instabilität im Mittelfuß / Fußwurzelübergang,
  • Begleitprobleme wie Schmerzen im Ballenbereich (Metatarsalgie) oder Kleinzehenfehlstellungen.

Konservative Maßnahmen stoßen hier meistens an ihre Grenzen. Eine chirurgische Korrektur ist dann der effektivste Weg zu einer schmerzfreien und stabilen Fußfunktion. Die beiden möglichen Operationsverfahren bei ausgeprägtem Hallux valgus stellen wir Ihnen im Folgenden vor.

1. Basiskeil-Osteotomie – gelenkerhaltende Korrektur

Die Basiskeil-Osteotomie ist ein gelenkerhaltendes Verfahren, bei dem ein keilförmiges Stück Knochen aus der Basis des ersten Mittelfußknochens (Os metatarsale I) entfernt wird. Der Knochen wird anschließend in korrekter Stellung stabil fixiert – meist mit Schrauben oder einer kleinen Platte.

Wann ist die Basiskeil-Osteotomie geeignet?

  •  Bei starker, aber noch stabiler Fehlstellung
  • Wenn das Tarsometatarsalgelenk (zwischen Mittelfuß und Fußwurzel) intakt und nicht überbeweglich ist

Vorteile:

  • Gute Korrektur Wirkung bei mittlerem bis starkem Intermetatarsalwinkel
  • Kombination mit weiteren Eingriffen (z. B. Akin-Osteotomie) möglich
  • Vergleichsweise schnellere Heilungszeit

2. Lapidus-Arthrodese – gelenkversteifende Stabilisierung

Die Lapidus-Arthrodese ist ein Stabilisierungsverfahren am Tarsometatarsalgelenk. Dabei wird der erste Mittelfußknochen in seiner Ausrichtung neu orientiert und stabiler in der Fußwurzel verankert.

Dr. med. Tonio Gottlieb:

Letztlich wird hier auch der Evolution auf die Sprünge geholfen: die noch angelegte Beweglichkeit zwischen dem ersten Mittelfußknochen und dem Tarsus (Fußwurzel), die wir zum Greifen nicht mehr benötigen wird beseitigt in dem der erste Mittelfußknochen mit dem ersten Keilbeinknochen und dem zweiten Mittelfußknochen vereinigt wird. "Es besteht quasi immer eine Überbeweglichkeit hier, da sie evolutorisch für die Greiffunktion angelegt ist.

Wann ist die Lapidus-Arthrodese sinnvoll?

  • Bei struktureller Instabilität des ersten Strahls
  • Bei sehr hohem Intermetatarsalwinkel
  • Bei Rezidiven nach vorangegangener Hallux-valgus-OP
  • Wenn eine nachhaltige Stabilisierung der Fußwurzel erforderlich ist
  • Wenn Rotationsfehler der Großzehe korrigiert werden müssen

Vorteile:

  • Sehr hohe Stabilität
  • Dauerhafte Korrektur auch bei Rezidiven
  • Geringere Rezidivquote, auch bei instabilen Füßen
  • Geeignet auch bei Rheuma oder Hypermobilität

Direkter Vergleich – Basiskeil-Osteotomie vs. Lapidus-Arthrodese

Merkmal

Basiskeil-Osteotomie

Lapidus-Arthrodese

Stabilität

nein

sehr hoch

Indikation

stabile Fehlstellung

Instabilität / Hypermobilität

Rezidivgefahr

sering bei guter Indikationsstellung

sehr gering

Heilungsdauer

ca. 6–8 Wochen

ca. 6-8 Wochen

Eingriff bei Vor-OPs (Rezidiv)

eingeschränkt geeignet

sehr gut geeignet

Rotationsfehler Korrigierbar nein ja
Risiken der Gelenkschädigung vorhanden  selten  

Welche OP-Methode ist die richtige für Sie? 

Die Entscheidung für das passende Verfahren hängt nicht nur vom Röntgenbild ab, sondern auch von:

  • der Gelenkqualität,
  • der Fußstatik,
  • eventueller Voroperationen,
  • Ihrem Aktivitätslevel und Ihren Lebensgewohnheiten,
  • Ihrem Alter und Ihren persönlichen Wünschen.

Dr. med. Tonio Gottlieb:

Jede Hallux valgus Fehlstellung wird in meiner Berliner Fußchirurgie-Praxis als Einzelfall betrachtet. Dementsprechend erhalten Sie immer eine sehr klare und stringente Behandlungsempfehlung, sobald alle Fakten und Informationen vorliegen. Manchmal ist auch eine Kombination beider Techniken oder ein weiteres Korrekturverfahren (z.B. Akin-Osteotomie) sinnvoll. Darüber hinaus können mit dieser Operation evtl. auch vorhandene Kleinzehen-Fehlstellungen operiert werden. Auch das ist im Einzelfall zu prüfen.

Info: Die Akin-Osteotomie ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem ein kleiner Knochenkeil aus dem Grundglied (Phalanx proximalis) der Großzehe entfernt wird, um eine Fehlstellung im Interphalangealgelenk zu korrigieren – typischerweise bei einem Hallux valgus interphalangeus. Sie wird zusätzlich zur Korrektur des Hallux valgus am Grundgelenk durchgeführt, wenn auch das Endgelenk eine seitliche Abweichung zeigt. Ziel ist es, die Achse der Großzehe gerade zu stellen, vor allem bei kombinierten Deformitäten.

Basiskeil-Osteotomie oder Lapidus-Arthrodese – Welche OP hilft bei starkem Hallux valgus?

Bei stark ausgeprägtem Hallux valgus stehen mit der Basiskeilosteotomie und der Lapidus-Arthrodese zwei verlässliche Verfahren zur Verfügung. Die Wahl des richtigen Eingriffs ist entscheidend für den langfristigen Behandlungserfolg. Als Fußspezialist in Berlin mit langjähriger Operationserfahrung berate ich Sie individuell und begleite Sie durch alle Schritte – von der Diagnostik über die Operation bis zur Nachsorge.


Sie haben Fragen zu Ihrer individuellen Hallux valgus Situation?
Vereinbaren Sie gern einen Termin in meiner Privat-Sprechstunde. Eine differenzierte Analyse und Beratung ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen und nachhaltigen Behandlung.